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Inhalationsallergien

Neue und wenig beachtete Pollenallergene

 Birken-, Gräser- und Beifußpollen sind die hierzulande wichtigsten Auslöser von Pollenallergien und ihre Allergene sind gut charakterisiert. Die spezifische Rolle anderer Pollenarten ist zum Teil noch wenig untersucht. 
Der Anbau von Raps hat sich in Österreich in den letzten 20 Jahren mehr als verzehnfacht. Obwohl Raps eine primär insektenbestäubte Pflanze ist, kann es lokal zu nicht unerheblichen Pollenbelastungen in der Luft kommen. 
Eine Untersuchung an über 4000 Patienten mit Verdacht auf eine Inhalationsallergie ergab, dass etwa 7% der Pollenallergiker auch gegen Rapspollenallergene sensibilisiert sind.

 In weiterführenden Studien konnten erstmals einzelne Allergene im Rapspollen dargestellt und immunologisch charakterisiert werden. Demnach sind die wichtigsten Allergene sogenannte "Panallergene", d.s. Allergene, die sich in ähnlicher Form auch in vielen anderen Pollenarten finden. Dies bestätigt die frühere Beobachtung, dass Rapspollenallergiker meistens auch gegen viele andere Pollenarten sensibilisiert sind. Vermutlich spielt Raps als aktiver Allergieauslöser eine geringe Rolle, bei bestehender Sensibilisierung gegen andere Pollen kann es aber bei einer kleinen Gruppe von Atopikern über Kreuzreaktionen zu allergischen Symptomen kommen. 


Literatur: 

  • Hemmer W, Focke M, Wantke F, Jäger S, Götz M, Jarisch R. Oilseed rape pollen is a potentially relevant allergen. Clin Exp Allergy 1997:27:156-161. 
  • Focke M, Hemmer W, Hayek B, Götz M, Jarisch R. Identification of allergens in oilseed rape (Brassica napus) pollen. Int Arch Allergy Immunol 1998;117:105-112. 
  • Hemmer W. The health effects of oilseed rape: myth or reality (Editorial). Br Med J 1998;316:1327-1328. 
  • Focke M, Hemmer W, Valenta R, Götz M, Jarisch R. Identification of oilseed rape (Brassica napus) pollen profilin as a cross-reactive allergen. Int Arch Allergy Immunol 2003;132:116-123. 


Eine lange wenig beachtete Allergenquelle ist die Esche(Fraxinus excelsior). Sie ist eng mit dem Olivenbaum verwandt, der im Mediterranraum seit langem als wichtiger Allergieauslöser bekannt ist. 
Die routinemäßige Testung von Eschenpollen bei fast 13.000 Patienten ergab eine Prävalenz von 18% innerhalb der Pollenallergiker. Damit ist die Eschenpollenallergie fast ebenso häufig wie die Beifußpollenallergie. Die immunologische Charakterisierung individueller Patientensera mittels Immunoblot spricht dafür, dass ¾ dieser Allergiker tatsächlich gegen artspezifische Eschenallergene sensibilisiert sind, während bei ¼ Kreuzreaktionen mit anderen Pollen für die Sensibilisierung verantwortlich sind.

Die potentielle Bedeutung der Eschenpollenallergie könnte bei uns lange übersehen worden sein, weil die Esche zur gleichen Zeit blüht wie die Birke. Die retrospektive Evaluierung von Pollenflugdaten der letzten 25 Jahre zeigte, dass es nur etwa alle 3-4 Jahre zu starken Belastungen durch Eschenpollen kommt. In solchen Jahren aber können die Pollencounts an die der Birke heranreichen. 

Literatur: 

  • Hemmer W, Focke M, Wantke F, Jäger S, Götz M, Jarisch R. Ash (Fraxinus excelsior)-pollen allergy in central Europe: specific role of pollen panallergens and the major allergen of ash pollen, Fra e 1. Allergy 2000;55:923-930.

 

Zimmerpflanzen als Auslöser von Inhalationsallergien

Manche Zimmerpflanzen sind seit langem dafür bekannt, bei Hautkontakt entweder toxische Reaktionen zu verursachen (z.B. Weihnachtsstern) oder eine kontaktallergische Sensibilisierung auszulösen (z.B. Becherprimel, Alströmerien). 
Hinsichtlich IgE-mediierter Inhalationsallergien wurde die Rolle von Zimmerpflanzen bisher nur selten in den jeweiligen Pflanzen selbst als vielmehr in der potentiellen Belastung durch in der Topferde wachsende Schimmelpilze gesehen. Es liegen aber etliche Einzelberichte über Typ 1-Allergien gegen Zimmerpflanzen, z.B. Farne, Tradescantien, Euphorbien oder Weihnachtskakteen, vor. 

Die größte Bedeutung als Innenraumallergen unter den Zimmerpflanzen haben sicherlich Ficus benjamina und verwandte Arten, wie der Gummibaum (Ficus elastica). Allergien gegen Ficus benjamina wurden erstmals um 1985 bei beruflich exponierten Glashausarbeitern gefunden, mittlerweile liegen aber zahlreiche Hinweise vor, dass auch bei schwacher Exposition - etwa durch Ficuspflanzen in der eigenen Wohnung - eine Sensibilisierung möglich ist. Die Allergene befinden sich hauptsächlich im weißen Pflanzensaft. Vermutlich gelangen sie teilweise auf die Blattoberfläche, wo sie sich mit Staubpartikeln verbinden und so über die Luft verbreitet werden können. Neben Kontaktreaktionen können Symptome wie Rhinitis, Conjunktivitis, Niesen, Augenschwellungen und asthmatische Beschwerden auftreten. 

Interessanterweise reagieren viele Ficus-Allergiker auf Feigen allergisch. Grund dafür ist die nahe botanische Verwandtschaft des Feigenbaums (Ficus carica). Manchmal bestehen auch Kreuzreaktionen mit anderen tropischen Früchten, die ähnliche Allergene aufweisen, z.B. Kiwi, Banane und Papaya ("Ficus-Frucht-Syndrom") sowie mit Papain, einem aus Papayas gewonnen Enzym, das u.a. als Fleischweichmacher (Mürbsalz, Gewürzmischungen) verwendet wird. In selteneren Fällen kann auch eine Kreuzreaktivität mit Latex bestehen. 

Literatur: 

  • Focke M, Hemmer W, Wöhrl S, Götz M, Jarisch R. Cross-reactivity between Ficus benjamina latex and fig fruit in patients with clinical fig allergy. Clin Exp Allergy 2003;2003;33:971-977. 

Literatur: 

  • Hemmer W, Focke M, Götz M, Jarisch R. Sensitization to Ficus benjamina: relationship to natural rubber latex allergy and identification of fruits implicated in the Ficus-fruit syndrome. Clin Exp Allergy 2004;34:1251-1258.