Insect poison allergy
Die exakte Diagnose einer Bienen- bzw. Wespengiftallergie ist von großer Bedeutung, um rasch eine spezifische Hyposensibilisierungstherapie gegen das jeweilige Gift einleiten zu können. Ein regelmäßiges Problem bei der diagnostischen Abklärung ist der Umstand, dass bis zu 50% aller Patienten im Allergietest sowohl mit Bienen- als auch mit Wespengift reagieren (sog. "Doppelt-Positive"), obwohl die allergenen Proteine in den beiden Giften biochemisch relativ wenig Ähnlichkeit aufweisen. Die Gründe für dieses Phänomen waren bislang nur teilweise bekannt.
Eigene Studien haben gezeigt, dass bei sehr vielen Patienten die Ursache dieser Kreuzreaktivität in IgE-Antikörpern liegt, die nicht die eigentlichen Allergene im Gift, sondern bestimmte an das Allergen gekoppelteKohlenhydratstrukturen (fucosylierte N-Glykane)erkennen. Ganz ähnliche Glykane kommen auch in pflanzlichen Geweben vor, weshalb diese Patienten im Bluttest oft auch positiv auf verschiedene Pollen und Nahrungsmittel reagieren. Umgekehrt können manche Pollenallergiker einen positiven Bluttest auf Insektengifte haben, ohne jemals von einer Biene oder Wespe gestochen worden zu sein.
Diese Erkenntnisse sind für die praktische Allergiediagnostik insofern von Bedeutung, als die Kohlenhydrat-spezifischen IgE-Antikörper vermutlich keine oder sehr geringe klinische Relevanz haben und somit primär ein störendes in vitro-Phänomen sind. Durch spezielle Inhibitionsexperimente kann nun besser beurteilt werden, ob bei "doppelt-positiven" Patienten tatsächlich eine spezifische Sensibilisierung gegen Bienen- und Wespengift vorliegt oder nur gegen eines der Gifte.
Aktuelle Forschungsprojekte konzentrieren sich auf die allergologische Bedeutung der im Bienen- und Wespengift enthaltenen Hyaluronidasen und die Abklärung spezifischer Kreuzreaktionen zwischen ihnen.
Literatur:
- Hemmer W, Focke M, Kolarich D, Wilson IBH, Altmann F, Wöhrl S, Götz M, Jarisch R. Antibody binding to venom carbohydrates is a frequent cause for double positivity to honeybee and yellow jacket venom in patients with stinging-insect allergy. J Allergy Clin Immunol 2001;108:1045-1052.
- Hemmer W, Focke M, Wöhrl S, Altmann F, Jarisch R. Die reziproke RAST-Inhibition bei Doppelpositivität auf Bienen- und Wespengift: Verbesserung durch Einschluss fucosylierter Glykoproteine? Allergo J 2003;12(Suppl.1):48-50.
- Hemmer W, Focke M, Kolarich D, Dalik I, Götz M, Jarisch R. Identification by immunoblot of venom glycoproteins displaying immunoglobulin E-binding N-glycans as cross-reactive allergens in honeybee and yellow jacket venom. Clin Exp Allergy 2004;34:460-469.
- Kolarich D, Léonard R, Hemmer W, Altmann F. The N-glycans of yellow jacket venom hyaluronidases and the protein sequence of its major isoform in Vespula vulgaris. FEBS J 2005;272:5182-5190.
- Kolarich D, Loos A, Léonard R, Mach L, Marzban G, Hemmer W, Altmann F. A proteomic study of the major allergens from yellow jacket venoms. Proteomics 2007;71615-1623:.
- Hemmer W. Kreuzreaktivität auf Bienen- und Wespengift. Hautarzt 2008: in press
Allergie auf blutsaugende Insekten
Blutsaugende Insekten verursachen sehr häufig lokale Hautreaktionen, sind aber sehr selten Auslöser systemischer Reaktionen. Während die Allergene von Stechmücken (Gelsen) in den letzten Jahren intensiv beforscht wurden, liegen für andere Insektengruppen wenig Daten vor.
Im Zuge der Beschreibung eines seltenen Falles eines Patienten mit wiederholten anaphylaktischen Reaktionen nach Bremsenstichen konnte erstmals ein Bremsenallergen mittels Immunblottechnik idargestellt werden. Bei diesem Allergen handelt es sich um ein 69 kDa schweres Protein, das aus isolierten Speicheldrüsen einer Spezies der Bremsengattung Chrysops extrahiert wurde. Die biologische Funktion des Proteins ist unbekannt.
Literatur:
- Hemmer W, Focke M, B Berg-Drewniok, D Vieluf, M Götz, R Jarisch. Anaphylaxis to horsefly bites: Identification of a 69kD IgE-binding salivary gland protein from Chrysops sp. (Diptera: Tabanidae) by western blot. J Allergy Clin Immunol 1998;101:134-136.
- Hemmer W. Fliegen und Mücken als Auslöser kutaner, systemischer und inhalativer Allergien. Allergo J 2003;12(Suppl.1):516-524.